Ergebnisse der Konferenz

„Für mich war die Teilnahme mit vielen inhaltlichen Impulsen und spannenden neuen Begegnungen verbunden.“

Mehr als 110 Experten und Expert_innen und Interessierte aus Wissenschaft, Schule, außerschulischer Bildung, Wirtschaft und Politik nahmen vom 4. bis 6. Februar an der Konferenz „Geschlechtergerechte Fachdidaktik in Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaftswissenschaften“ an der PH Weingarten teil. In über 30 Vorträgen, einem World-Café, dem Vernetzungsforum „Fisch sucht Fahrrad“, mehreren Posterpräsentationen und einer abschließenden Podiumsdiskussion konnten sich die Teilnehmenden über den aktuellen Stand der fachdidaktischen Genderforschung informieren und über neue Konzepte diskutieren. Gerade für den Austausch zu Forschungsergebnissen und Praxisprojekten und damit auch dem Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Bildungspraxis standen viele verschiedene Formate zur Verfügung.

„Ich habe v.a. auch den informellen Austausch an den Abend- und Mittagessen sehr geschätzt.“

Das ausführliche Konferenzprogramm finden Sie hier.

Die Fotogalerie ist hier einsehbar.

Im Folgenden werden die einzelnen Konferenzformate und ihre Ergebnisse vorgestellt.

05. Februar

Eröffnung und Begrüßung

Eröffnung

Am Freitag, den 5. Februar begrüßten zunächst der Rektor der Pädagogischen Hochschule, Herr Prof. Dr. Werner Knapp und die Rektorin der Pädagogischen Hochschule, Frau Prof. Dr. Astrid Beckmann, die Teilnehmenden. Beide betonten die gesellschaftliche Bedeutung geschlechtergerechter Bildung. „Ohne geschlechtergerechte Bildungsangebote gibt es keine gleichberechtigte Bildungsbeteiligung. Und ohne die gleichberechtigte Bildungsbeteiligung aller werden nicht alle Potenziale genutzt, mit negativen Folgen“, so Rektorin Beckmann. Beispielhaft verwies sie auf den Fachkräftemangel und erinnerte daran, dass eine Grundlage für die Umsetzung geschlechtergerechter Bildungsangebote eine bildungswissenschaftlich und fachdidaktisch fundierte Lehrerbildung ist.

Im Anschluss an die Grußworte stellten die Projektleiterinnen, Frau Prof. Dr. Marita Kampshoff (PH Schwäbisch Gmünd) und Frau Prof. Dr. Claudia Wiepcke (PH Weingarten), in einem ersten Eröffnungsvortrag mit dem Titel „Von der Konstruktion zur Dekonstruktion – Implikationen für eine geschlechtergerechte MINT-Berufsorientierung“ das der Konferenz zu Grunde liegende Konzept, welches auf dem fachdidaktischen Dreischritt aufbaut, vor. Frau Kampshoff und Frau Wiepcke zeigten zunächst exemplarisch am Beispiel des Themas geschlechtergerechte MINT-Berufsorientierung, wie sich der Dreischritt konkret umsetzen lässt. Dazu gingen sie im ersten Schritt, der Konstruktion, auf den geschlechtersegregierten Arbeitsmarkt ein. Im zweiten Schritt, der Rekonstruktion, zeigten sie Erklärungsansätze für die Berufsorientierung von jungen Frauen und Männern auf. Im dritten Schritt, der Dekonstruktion, stellten Sie von ihnen entwickeltes Unterrichtsmaterial vor, das für eine geschlechtergerechte MINT-Berufsorientierung an Schulen eingesetzt wird. Abschließend erläutern die Rednerinnen, wie der Dreischritt auf der Konferenz umgesetzt wird und welche Konferenzformate dafür eingesetzt werden.

In dem zweiten Eröffnungsvortrag „Der Anspruch (oder Wunsch) geschlechtergerecht zu unterrichten – und das darin angelegte ‚notwendige Scheitern‘“ plädierte Frau Prof. Dr. Maria Anna Kreienbaum (Bergische Universität Wuppertal) dafür, neben der Kategorie Geschlecht auch weitere Differenzkategorien für den eigenen Unterricht zu berücksichtigen – sie erwähnt die ethnische Zugehörigkeit, die soziale Herkunft, das Alter, die Hautfarbe, die Fähigkeiten und die sexuelle Orientierung. Um einer solchen Heterogenität der Lernenden erfolgreich begegnen zu können, sei es nach Frau Kreienbaum sinnvoll, die menschlichen Grundbedürfnisse im Schulalltag, im Lehrerhandeln zu berücksichtigen und Unterricht so inszenieren, dass die Grundbedürfnisse befriedigt werden. Diese Grundbedürfnisse seien nach der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan das Erleben von sich selbst als autonom, eingebunden und kompetent. Heterogenität versteht die Rednerin mit Prengel als aufgeklärte Heterogenität, die sich durch Unbestimmtheit, Veränderlichkeit und Unterschiedlichkeit aufzeichne. Mit diesem Verständnis könnten Lehrende „eine Vielfaltskompetenz“ entwickeln. Die Abstracts der Eröffnungsvortrage finden Sie hier.

Professors‘ Lunch

„Insbesondere die Methodenvielfalt im Rahmen der Konferenz, v.a. der Prof. Lunch und das vielfältige Rahmenprogramm haben zu einer guten Vernetzung beigetragen.“

Beim Professors‘ Lunch stellten sich für eine kleine Gruppe der Konferenzteilnehmenden Frau Prof. Dr. Marita Kampshoff (PH Schwäbisch Gmünd), Frau Prof. Dr. Katja Kansteiner (PH Weingarten), Frau Prof. Dr. Maria Anna Kreienbaum (Bergische Universität Wuppertal), Frau Prof. Dr. Anina Mischau (FU/HU Berlin), Herr Prof. Dr. Markus Prechtl (PH Weingarten) und Frau Prof. Dr. Claudia Wiepcke (PH Weingarten) während einer gemeinsamen Mittagspause für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Dieses Format diente v.a. dem Austausch zwischen erfahrenen Forschenden und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern.

World-Café

World-Café

Im Rahmen des World-Café führten die Konferenzteilnehmenden in Gruppen Gespräche zu Themen, die in Zusammenarbeit zwischen dem Projektteam und den jeweiligen Moderator_innen im Vorfeld erarbeitet wurden. Diese Themen lauteten:

• Wie können praxisnahe, monoedukative Berufsorientierungsangebote eine vielfaltgesteuerte Didaktik unterstützen? (Moderation: Christina Haaf und Eva Viehoff, beide „Komm, mach MINT“)
• Außerschulische Projekte im Bereich Naturwissenschaft, Technik, Mathe und Informatik (Moderation: Angelika Baur, Familien- & Gleichstellungsbeauftragte Stadtverwaltung Böblingen)
• Best-Practice-Beispiele zur geschlechtergerechten Berufsorientierung in der Schule (Moderation: Julia Raßmus, PH Weingarten, und Daniel Holtermann, Universität Rostock)
• Herausforderungen und Chancen bei Kooperationen mit regionalen Unternehmen (Moderation: Sabine Scherbaum, Fraunhofer EMFT München, und Dr. Armin Sehrer, PH Weingarten)
• Wissenschaftliche Erkenntnisse im Spiegel der Unterrichtspraxis (Moderation: Nadja Stohr, PH Weingarten)

Die im Laufe der Diskussionen angesprochenen Aspekte wurden auf Plakaten visualisiert, abschließend im Plenum präsentiert und blieben für den weiteren Konferenzverlauf auf Stellwänden sichtbar.

05. & 06.  Februar

Sessions

Sessions

Die Sessions bündelten inhaltlich oder methodisch verwandte Beiträge, welche in ca. 20minütigen Referaten vorgetragen und anschließend mit den Session-Teilnehmenden diskutiert wurden. Jede Session beinhaltete zwei bis drei Referate und es fanden i.d.R. drei Sessions parallel statt. Insgesamt wurden in knapp 30 Vorträgen Forschungs- und Praxisprojekte vorgestellt.

Eine Übersicht der Sessions können Sie hier herunterladen; die Abstracts der Beiträge stehen hier zur Verfügung.

06.  Februar

Fisch sucht Fahrrad

Fisch sucht Fahrrad

Das Konferenzformat „Fisch sucht Fahrrad“ bot Teilnehmenden die Möglichkeit, sich untereinander zu den von ihnen präferierten Aspekten auszutauschen und Gleichgesinnte zu ähnlichen Fragestellungen zu finden. Bereits während der Online-Anmeldung zur Konferenz konnten Interessierte spezifische Fragen formulieren. Andere Personen, die bereits Forschungserkenntnisse, -erfahrungen oder Praxiswissen zu den Themengebieten hatten, gesellten sich dann zu den Fragenden. Unter anderem wurden zu folgenden Themen diskutiert:

• Didaktische Arrangements
– Wie lassen sich Unterrichtsmaterialien geschlechtergerecht gestalten
– Raumgestaltung
• Gender als Kategorie
– Mädchenschulen, Jungenschulen, parallele Monoedukation
– Geschlechtsidentität
• MINT
– MINT-Bildung für Mädchen und Frauen, eLearning
– Schule und MINT
– Professionelles Selbstverständnis von MINT-Lehrern und Lehrerinnen
• Theorien
– Verstärkung der Impulse für Schule durch dekonstruktivistische und Queer-Theorien
• Forschungsmethoden
– Quantitative Interventionen
– Qualitative Schulforschung, Gender, Naturwissenschaftsdidaktik
• Technik
– Mädchen und Technik
– Technische Bildung

Posterpräsentationen

Posterpräsentationen

Ausgewählte Projektergebnisse und theoretische Ansätze wurden außerdem in einer Posterausstellung präsentiert. Die Poster trugen folgende Titel:

• Emilie du Chatelet: göttlich, genial, gegen den Strom. Ein fachdidaktisches Praxisprojekt
(Prof. Dr. Lutz Kasper, PH Schwäbisch Gmünd)
• Einfluss von Gender auf die Methodenwahl im Technikunterricht der Realschule
(Armin Ruch &Stefanie Schilhansl, PH Schwäbisch Gmünd)
• Stärken der MINT-Selbstwahrnehmung von Mädchen durch das soziale Robotik-Coaching Projekt iLAB
(Armin Ruch, PH Schwäbisch Gmünd)
• Techniktalente Mädchen – Schülerinnen für MINT-Berufe der Hochtechnologien gewinnen (Silvia Cello, LIFE e.V.)
• Geschlechtergerechte Fachdidaktik in Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaftswissenschaften
(Prof. Dr. Marita Kampshoff & Katrin Sorge, PH Schwäbisch Gmünd sowie Prof. Dr. Claudia Wiepcke, PH Weingarten)
• Geschlechtergerechte MINT-Berufsorientierung – eine empirische Studie zur Wirksamkeit des konstruktivistischen Deischritts unter besonderer Berücksichtigung des Fähigkeitsselbstkonzepts
(Manfred Mohr, PH Weingarten)
• BRÜCKE – Berufsorientierung und Übergangsmanagement in der internationalen Bodenseeregion
(Dr. Armin Sehrer, PH Weingarten)

Nach einer kurzen Einführung der dargestellten Inhalte durch die Autorinnen und Autoren konnten die Konferenzteilnehmenden direkt mit den vorstellenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ins Gespräch kommen.

Die Poster können Sie hier herunterladen.

Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussion

Den letzten Höhepunkt der Konferenz am Samstag, den 06. Februar, stellte die Podiumsdiskussion „Genderbezogene Herausforderungen und Perspektiven beim Übergang in den Arbeitsmarkt in Naturwissenschaften und Technik und beim Aufstieg in wirtschaftliche Führungspositionen“ dar.
Hier diskutierten (s. Foto v.r.n.l.)
• Frau MinRätin Dr. Birgit Buschmann
(Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg),
• Frau Agnes Riedel
(Realschule auf dem Galgenberg Aalen),
• Frau Brigitte Preuß
(Allianz Deutschland AG) ,
• Frau Gabriele Frenzer-Wolf
(Deutscher Gewerkschaftsbund) und
• Frau Lisa Laur
(Studentin PH Weingarten)
• unter Moderation von Frau Dorothe Beck und Einbeziehung des Publikums
erfolgreiche Ansätze zur Erreichung von mehr Chancengerechtigkeit. Unter anderem wurden auch offene „Baustellen“ in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft thematisiert.

Aus der Podiumsdiskussion (ca. 75 Min) wurde ein Zusammenschnitt (ca. 22 Min) angefertigt.

Erläuterung: Die ausgewählten Sequenzen fokussieren sich auf den der Konferenz zugrundeliegenden fachdidaktischen Dreischritt „Konstruktion – Rekonstruktion – Dekonstruktion“ und sind nach diesem Dreischritt angeordnet. Unter Konstruktion finden sich Beiträge zu neuen Daten und Fakten zum Thema, unter  Rekonstruktion werden aktuell relevante Erklärungsansätze vorgestellt. Dekonstruktion umfasst bewährte Maßnahmen zum Abbau von Geschlechterungleichheiten.

Zusammenfassung

Den Konferenzabschluss gestalteten die beiden Projektleiterinnen, Prof. Dr. Marita Kampshoff und Prof. Dr. Claudia Wiepcke.

Vielen Dank an alle Aktiven und Teilnehmenden für eine gelungene Konferenz!

Team